Rezension: Spiel: Sprache des Herzens

Wenn wir Kinder beobachten, sehen wir ihnen meist beim Spiel zu. Puppen werden gefüttert, im Kinderwagen gefahren, gebadet. Türme aus Bausteinen gebaut, Autos durch die Gegend gefahren, mit Bällen geworfen. Und auch schon das Baby spielt: es nimmt Finger in den Mund, beobachtet des Mobilé und schüttelt das Füßchen, um ein Glöckchen an der Socke zum Klingen zu bringen. Durch das Spiel lernt das Kind die Welt kennen. Susanne Stöcklin-Meier, Spielpädagogin und Erzieherin, hat zu ihrem 70. Geburtstag ein Buch zum Thema „Kinderspiel“ herausgebracht: Spiel: Sprache des Herzens: Wie wir Kindern eine reiche Kindheit schenken.

256 Seiten umfasst Stöcklin-Meiers Buch zum Kinderspiel. Darin widmet sie sich dem Spiel in all seinen Facetten: Bewegungsspiele, Spiele im Sand, Wasser, Freien, Rollenspiel, Kasperletheater, Gesellschaftsspiele, Basteln und Malen sind nur einige der vielen Spielarten, die hier beschrieben werden. Auch wichtige und interessante Hintergrundinformationen zum Spiel werden gegeben, wie beispielsweise zur Werteentwicklung im Kinderspiel oder zum Umgang mit unsichtbaren Freunden. Abschließend werden zu jeder behandelten Kategorie weiterführende Buchempfehlungen aufgelistet.

Susanne Stöcklin-Meier, seit 30 Jahren erfolgreiche Kinder- und Sachbuchautorin, hat in diesem Buch sowohl Hintergrundinformationen für Pädagogen und Eltern zum Spiel zusammen gefasst, als auch Anregungen eingearbeitet, die für den Spielalltag genutzt werden können. Insbesondere widmet sie sich den traditionellen Spielen und Versen, wofür sie im Jahr 2009 von der Schweizerischen Unesco-Kommission für die Bewahrung von immateriellem Kulturerbe der Gemeinschaft „Kinder“ und für die herausragenden Dienste auf dem Gebiet der Spielpädagogik ausgezeichnet wurde. Dieser Ansatz findet sich auch im Buch „Spiel: Sprache des Herzens“ wieder. Hier finden sich althergebrachte Kinderverse wie beispielsweise „Ringel, Ringel, Reihe“ und andere. Immer wieder finden sich auch religiöse Einflüsse in den Kinderversen wie im Kapitel der „Segenswünsche und Gebete“ oder „Kinder und religiöse Geschichten“. Bei einigen Anregungen sind Altersangaben, gerade was den Bereich der Babys und Kleinkinder betrifft, jedoch glatt verfehlt: Bei den Spielimpulsen für das erste Halbjahr finden sich Anregungen für das sitzende Baby oder das Spiel in Sand und Wasser wird laut Autorin ab zwei Jahren erst intensiv durchgeführt. Ebenso ist der Hinweis, dass die Gewöhnung an das Wasser im Säuglingsalter schon mit dem täglichen Bad beginnt, überholt, da heutzutage vom täglichen Baden eher abgeraten wird. Die heute im pädagogischen Alltag gelebte Grundlage des geschlechtsneutralen Spiels wird zwar erwähnt, doch finden sich immer wieder Anmerkungen und auch Spielangebote und Reime, die eher Geschlechtsstereotypen bedienen.

Gesamturteil: Susanne Stöcklin-Meier hat in ihrem Buch aus einem über 30 Jahre alten Schatz an Spielideen, Liedern und Reimen geschöpft. Viele Anregungen sind für den Spielalltag heute wie auch schon vor vielen Jahren gültig und haben eine große Bedeutung für die kindliche Entwicklung. Dennoch wirken einige Haltungen, Angaben und Anregungen eher altbacken und stimmen mit neueren Empfehlungen nicht unbedingt überein. Für Eltern von Kindern im Säuglings- und Kleinkindalter sind daher Kösels „Zehn kleine Krabbelfinger“ und „Die pfiffige Murmelbahn“ mehr zu empfehlen.

Dieser Beitrag wurde unter Eltern-Buecher abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert