Rezension: Kindersprechstunde

Wenn das Kind zum ersten Mal krank wird, ist dies für viele Eltern eine verunsichernde und oft auch angsteinflößende Situation. Das Kind verhält sich anders als sonst, ist reizbar, quengelig oder einfach nur matt, still und fiebrig. Was soll man tun? Wie lange ist Fieber gesund und normal, wann muss man einschreiten? Wie waren sie noch, die alten Hausmittel aus den Kindertagen? Und wann muss man wirklich zum Arzt gehen? In der nun schon 18. Auflage geht die „Kindersprechstunde: Ein medizinisch-pädagogischer Ratgeber. Erkrankungen – Bedingungen gesunder Entwicklung – Erziehungsfragen aus ärztlicher Sicht“ von Wolfgang Goebel und Michaela Glöckner diesen und vielen weiteren Fragen nach.

Die Kindersprechstunde ist mit ihren 618 Seiten ein Standardwerk geworden, was den Umgang mit Kinderkrankheiten betrifft. Seit Juni 2010 liegt sie nun in ihrer 18. Auflage vor. Neben den bisher altbekannten Inhalten zu den Erkrankungen im Kindesalter (Schmerzzustände, Fieber, Behinderung der Atmung, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Hauterscheinungen und Hauterkrankungen, Allergien, Kinderkrankheiten, Krankheitsvorbeugung und Gesundheitsförderung), den Grundbedingungen einer gesunden Entwicklung (Entwicklung des Kindes, Ernährung, Umwelt, Familie) und dem Kapitel Gesundheit durch Erziehung wurden nun insbesondere bei den Themen Impfen, Ernährung und Elektrosmog Aktualisierungen vorgenommen. Dabei steht das Buch auch weiterhin ganz im Sinne der anthroposophischen Lehre Rudolf Steiners und betrachtet Krankheit gemäß der anthroposophischen Weltanschauung.

Die aufgeführten Krankheiten werden detailliert beschrieben und es ergibt sich eine umfangreiche Sammlung an möglichen Erkrankungen im Kindesalter, deren Symptomatik, Krankheitsverlauf und Heilungsmöglichkeiten. Altbewehrte Hausmittel bei vielen Krankheiten werden im Anhang genau beschrieben, wie beispielsweise das Anfertigen von Zwiebelsäckchen für das Ohr, Hals- oder Brustwickel. Selbstverständlich kann hierdurch im Einzelfall der Arztbesuch nicht erspart werden, doch verhilft das Wissen um Entstehung, Verlauf und Ausmaß der einzelnen Krankheiten zu einem sicheren Umgang mit dem kranken Kind und bietet so vor allem ängstlichen Eltern eine Sicherheit.

Beachtet werden muss, dass es sich bei der „Kindersprechstunde“ um ein anthroposophisch orientiertes Buch handelt und die dort vorgestellten Krankheiten, Behandlungen und insbesondere die allgemeinen Hinweise zur Gesundheit und Krankheit ganz im Sinne der Lehre Rudolf Steiners stehen. Krankheit wird hier als Teil des Lebens betrachtet, deren Ausdruck in das Leben mit eingebunden ist und deren Durchleben unmittelbar auf das Leben Einfluss nimmt und Körper und Seele des Erkrankten verändern kann. Dadurch ergibt sich eine enge Verbindung von Medizin und Pädagogik. Es verwundert daher nicht, dass auch Erziehungsfragen aus ärztlicher Sicht in der „Kindersprechstunde“ geklärt werden – auch dies nach den Grundsätzen der Anthroposophie. Allerdings sind diese aus medizinischer Sicht wahrgenommenen Lösungsvorschläge erzieherischer Fragen teilweise durchaus kritisch zu hinterfragen und in ihren Lösungsansätzen bisweilen nicht auf dem neusten Stand der Pädagogik, beispielsweise was den Umgang mit Durchschlafproblemen betrifft.

Gesamturteil: Die Kindersprechstunde ist als Nachschlagewerk für Kinderkrankheiten durchaus empfehlenswert und kann als Begleiter durch die ganze Kindheit betrachtet werden. Gerade solche, die nach der anthroposophischen Lehre leben oder Interesse daran haben, sind mit diesem Buch gut bedient. Eltern, die hieran jedoch kein Interesse haben und eine klare schulmedizinische Sichtweise vertreten, sollten sich eher einem Buch wie Dr. Gisela Brehmers „Aus der Praxis einer Kinderärztin“ zuwenden.

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