Rezension: Allergien vorbeugen

Die Tage werden wieder länger, es wird wärmer. Die Zeit der Heuschnupfengeplagten hat begonnen. Und nicht nur jeder, der selbst darunter leidet oder in irgendeiner Weise eine Allergie hat, wünscht sich für sein Kind, dass es selbst nie unter diesen Symptomen leiden wird. Allergien sind keine Kleinigkeiten, sie sind ernsthafte Erkrankungen. Dies umso mehr, wenn nicht nur Heuschnupfen, sondern auch Nahrungsmittelallergien, Asthma oder Neurodermitis auftreten. Allergien belasten den Alltag und schränken in vielerlei Hinsicht ein. Daher ist die Vorbeugung von Allergien immer mehr in den Blickwinkel im frühen Kindesalter getreten. Doch während früher zu Auslassdiäten schon in der frühen Kindheit, also ab dem Beikostalter, geraten wurde, gibt es auf Grundlage aktueller Studien neue Empfehlungen, die aufatmen lassen. Zusammengestellt sind diese Empfehlungen in „Allergien vorbeugen – Allergieprävention heute: Toleranzentwicklung fördern statt Allergene vermeiden“ von Dr. Imke Reese und Christiane Schäfer.

Das vom Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V. empfohlene Buch von Reese/Schäfer fasst auf 176 Seiten die neusten Erkenntisse zum Thema „Allergien vorbeugen“ zusammen. Wie dem Titel schon zu entnehmen ist, geht es heutzutage nicht mehr um strenge Auslassdiäten, in denen ab dem Beikostalter bis zum ersten Lebensjahr auf Kuhmilch, Weizen, Fisch und viele andere Lebensmittel verzichtet werden soll, sondern wird auf Grundlage aktueller Studien heute die Toleranzentwicklung propagiert, nach der eben gerade der frühzeitige Genuss der oben genannten Lebensmittel Allergien vorbeugen soll. Dr. Imke Reese und Christiane Schäfer führen zunächst ausführlich in die medizinischen Grundlagen der Allergien ein, bevor sie zu den Themen „Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit“ übergehen und schließlich auch die derzeitiegn Beikostempfehlungen darlegen. Die aktuellen Leitlinien zur Allergieprävention werden anschaulich in farbig hinterlegten Kästen hervorgehoben. Neben der Ernährung wird auch auf die Themen „Impfen“, „Rauchen“ und „Schmutz“ in Zusammenhang mit Allergieprävention eingegangen.

Das Buch ist insgesamt leicht verständlich geschrieben und bietet daher Eltern einen guten Überblick über das gesamte Feld der Allergieprävention. Die neusten Studien sind gut zusammen getragen worden und erleichtern das Verständnis für die jeweiligen Empfehlungen. Schade ist, dass es den Autoren nicht gelungen ist, die aufgrund der neuen Leitlinien angebrachte Lässigkeit im Umgang mit der Beikosteinführung zu vermitteln: Denn waren Eltern früher verunsichert, ob und wann sie Milch, Getreide, Fisch und Ei anbieten können, ist es nun durch den Toleranzentwicklungsansatz ganz einfach. Doch die Autoren mahnen nun andere Dinge an, auf die unbedingt geachtet werden müsse: Gemüse-Fleisch-Brei unbedingt ab dem 4. Lebensmonat, später dann auch gleich der Milchbrei. Beides, laut Autoren, unbedingt notwendig, um Mangelernährung zu verhindern. Das volle Stillen über die ersten 6 Lebensmonate sei nicht mehr angebracht. Dieser sehr dogmatische Ansatz zieht sich leider durch das ganze Buch. Stillverbände wie die AFS oder LLL haben Stellungnahmen hierzu heraus gegeben, die sich gegen diese Interpretation der Richtlinien wenden und empfehlen weiterhin das volle Stillen über die ersten 6 Lebensmonate. Auch sind die Angaben zu den empfohlenen Breien durchaus kritisch zu hinterfragen. Und auch das Thema „Impfen und Allergien“ wird hier eher kurz und wenig facettenreich behandelt.

Gesamturteil: Insgesamt bietet das Buch zwar einen guten Überblick über die neusten Empfehlungen und Studien zur Allergieprävention, ist jedoch in Teilen recht dogmatisch und so nicht praxistauglich. Die Lektüre erübrigt nicht, sich bei Fragen zur Beikosteinführung an eine Stillberaterin zu wenden oder einen Elternkurs zur Beikosteinführung zu besuchen. Für Eltern mit Allergien, die sich über das Allergierisiko ihrer Kinder näher informieren möchten, ist es dennoch hilfreich und bietet einen Überblick über den derzeitigen Forschungsstand. Doch auch ihnen sei eine zusätzliche persönliche Beratung empfohlen.

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