Mütter und Töchter: Ein oftmals heikles Thema. In verschiedenen Romanen thematisiert, in der Psychoanalyse ein wichtiger Punkt. Die Beziehung zwischen Müttern und Töchtern kann so unterschiedlich sein.
Claire Castillon, geboren 1975, ist in Frankreich als „femme fatale“ bekannt. In ihrem Buch „Giftspritzen“ behandelt sie in 19 Kurzgeschichten die dunkle Seite der Mutter-Tochter-Beziehung. Da gibt es die Mutter, die eines ihrer Zwillingsmädchen aussetzt, weil sie immer nur ein Kind haben wollte, die Mutter, die die beste Freundin ihrer Tochter sein möchte, die Mutter, die ein inzestuöses Verhältnis zwischen Vater und Tochter vermutet…
Die Kurzgeschichten, Monologe aus der Mutter- oder Tochterperspektive, zeigen allesamt Abgründe der Mutter-Tochter-Beziehung. Die Geschichten sind hart, grausam und dennoch mitreißend in ihrer Erzählweise. Die Pointen sind manchmal kaum zu glauben und doch schleicht sich das Gefühl ein, dass es sie geben könnte, dass sie nicht nur erfunden sein müssen, dass es diese Beziehungen tatsächlich gibt. Ein beklemmender Gedanke, der nach der Lektüre einer jeden Geschichte übrig bleibt. Es scheint fast so, als hätte Castillon in Kurzgeschichten verpackt, was die Psychoanalyse an Beispielen ungesunder Beziehungen anführt – man denke an Alice Miller. Einzig der deutsche Titel „Giftspritzen. Rabenschwarze Erzählungen über Mütter und Töchter“ wird dem Werk nicht gerecht und vermittelt einen falschen Eindruck. In der französischen Originalausgabe heißt das Buch passender „Insecte“, nach einer der Geschichten und als passender Ausdruck für dieses erschreckend ehrliche, sarkastische, beunruhigende und auch traurige Buch.
Gesamturteil: Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven. Die Geschichten zehren und rühren an, machen nachdenklich und traurig. Für jemanden, der einfache Unterhaltungsliteraur sucht, ist dieses Buch nicht geeignet, für Fans von schwerer analytischer Literatur jedoch sehr empfehlenswert.